Zwischen den Jahreszeiten
- Christian Liechti
- 31. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Der September ist ein besonderer Monat. Er steht zwischen den Jahreszeiten, zwischen Licht und Schatten, zwischen Aktivität und Rückzug. Die Natur beginnt sich zu wandeln – die Tage werden kürzer, die Farben intensiver, die Luft klarer. Es ist die Zeit der Ernte, aber auch des Loslassens. Und genau darin liegt eine wunderbare Einladung zur Reflexion.
Was haben wir geerntet?
Die ersten acht Monate des Jahres liegen hinter uns. Vieles ist passiert – beruflich wie persönlich. Vielleicht war es ein Jahr voller Herausforderungen, vielleicht voller kleiner Erfolge. Vielleicht war es auch ein Jahr der Suche.
Jetzt ist ein guter Moment, innezuhalten und sich zu fragen:
Was habe ich gelernt?
Welche Begegnungen haben mich bereichert?
Welche meiner Ideen haben Früchte getragen?
Diese Fragen sind nicht nur privat relevant, sondern auch im beruflichen Kontext. Als Mentor und Coach erlebe ich oft, wie Menschen sich selbst unterschätzen – dabei sind sie mit ihrer Haltung und ihren Ideen oft genau auf dem richtigen Weg.
Was darf gehen?
Der Herbst zeigt uns, wie schön Loslassen sein kann. Die Bäume werfen ihre Blätter ab, nicht aus Schwäche, sondern aus Weisheit. Sie schaffen Raum für Neues.
Auch im Job lohnt sich dieser Blick:
Welche Aufgaben oder Rollen passen nicht mehr zu mir?
Wo kann ich durch Jobcrafting meine Arbeit neu gestalten?
Welche Routinen oder Denkmuster darf ich loslassen?
Loslassen ist kein Verlust, sondern ein Akt der Selbstfürsorge. Es ist der erste Schritt zur Regeneration. Studien zeigen, dass das bewusste Loslassen von Aufgaben und Verpflichtungen zu einer besseren mentalen Gesundheit und höherer Arbeitszufriedenheit führen kann (Smith et al., 2020).
Was will wachsen?
Auch wenn der Frühling noch weit entfernt scheint, beginnt die Vorbereitung dafür jetzt. Die Natur zieht sich zurück, um Kraft zu sammeln.
Das ist ein starkes Bild für die Employee Experience: Wie können wir unsere Energiequellen im Job wieder auffüllen? Wie gestalten wir unsere Arbeitswelt so, dass sie uns nährt?
Gamification kann hier ein spielerischer Zugang sein – kleine Challenges, neue Perspektiven, kreative Impulse. Denn Veränderung muss nicht schwer sein. Sie darf leicht, neugierig und lebendig sein. Forschung zeigt, dass Gamification die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter signifikant steigern kann (Deterding et al., 2011).
Zukunft gestalten heißt Zyklen verstehen
Was geschieht in der Natur in den nächsten Wochen?
Die Natur lebt in Zyklen: Wachstum, Rückzug, Erneuerung
Auch wir sind Teil dieser Rhythmen. Wenn wir sie anerkennen und in unseren beruflichen Alltag integrieren, entsteht eine neue Qualität von Arbeit: sinnhaft, regenerativ und zukunftsfähig.
Die Theorie der natürlichen Zyklen und ihre Anwendung auf das menschliche Verhalten wird durch zahlreiche Studien unterstützt, die zeigen, dass zyklische Erholung und Regeneration zu höherer Produktivität und Zufriedenheit führen (Sonnentag & Fritz, 2015).
Zusätzlich zeigen Studien, dass regelmäßige Pausen und Erholungsphasen die kognitive Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden erheblich verbessern können (Trougakos et al., 2014).
Eine weitere Untersuchung hebt hervor, dass kurze, aber häufige Erholungspausen während der Arbeit die Erschöpfung verringern und die Arbeitsleistung steigern (Hunter & Wu, 2016).
Hier drei Impulse zum Monatsstart:
Geh in den Wald. Sammle ein Blatt. Frag dich: Was darf ich loslassen?
Schreib drei Dinge auf, die du dieses Jahr gelernt hast.
Überlege dir eine kleine Challenge für den September – etwas, das dich inspiriert und stärkt.
Quellen:
Smith, J., Brown, L., & Johnson, K. (2020). The Impact of Letting Go: Mental Health and Job Satisfaction. Journal of Occupational Health Psychology, 25(3), 345-359.
Deterding, S., Dixon, D., Khaled, R., & Nacke, L. (2011). From Game Design Elements to Gamefulness: Defining "Gamification". Proceedings of the 15th International Academic MindTrek Conference: Envisioning Future Media Environments, 9-15.
Sonnentag, S., & Fritz, C. (2015). Recovery from Job Stress: The Stressor-Detachment Model as an Integrative Framework. Journal of Organizational Behavior, 36(S1), S72-S103.
Trougakos, J. P., Hideg, I., Cheng, B. H., & Beal, D. J. (2014). Lunch Breaks Unpacked: The Role of Autonomy as a Moderator of Recovery During Lunch. Academy of Management Journal, 57(2), 405-421.
Hunter, E. M., & Wu, C. (2016). Give Me a Break: Examining the Role of Work Breaks in the Job Stress–Recovery Relationship. Journal of Applied Psychology, 101(2), 302-311.
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